causasportnews / Nr. 1149/06/2024, 9. Juni 2024
(causasportnews / red. / 9. Juni 2024) Je höher ein Bergsteiger steigt, desto näher fühlt er sich beim Himmel. Das gilt natürlich vor allem für die 14 höchsten Berge der Welt über 8000 Meter, von denen sich zehn im Himalaya-Gebirge befinden, u.a. auch der höchste Berg auf dem Planeten, der Mount Everest mit 8848 Metern Höhe. Himalaya bedeutet übrigens «Schneewohnstätte», was allgemein nicht wörtlich zu verstehen ist. Im Moment zeigt sich am Mount Everest der Irrsinn des kommerziellen Höhenbergsteigens, das von Reinhold Messner als dekadenter, kommerzieller Bergsteiger-Tourismus bezeichnet wird. Diese Ausdauer-Disziplin sorgt aktuell für Unverständnis und schockiert allgemein. Chaos und Stau am Prestigeberg – so schlimm war es offenbar noch nie wie jetzt am Mount Everest und auch nicht an den anderen Achttausendern. Vor allem in Gipfelnähe herrscht am Mount Everest ein unsägliches und gefährliches Gedränge. Super-GAU und Super-Stau in der Todeszone (über 8000 Meter Höhe), in der sich Bergsteigerinnen und Bergsteiger nicht allzu lange aufhalten sollten. Im Bereich des Gipfels zum höchsten Berg der Welt bewegt sich an vielen Tagen eine Bergsteiger-Kolonne; es gibt nur eine Route hinauf und eine wieder hinunter. Diverse Alpinistinnen und Alpinisten sollen sich offenbar in dieser letzten Phase der Besteigung immer rücksichtsloser, rüpelhafter und egoistischer benehmen, immer mit dem Ziel vor Augen: Hoch zum Gipfel um jeden Preis. Dabei gehen die Bergsteigerinnen und Bergsteiger, welche teils gegen viel Geld den Gipfelsturm anstreben und auf Dritthilfe (vor allem durch Sherpas) angewiesen sind, auch über Leichen, ja, sie müssen teils über Leichen gehen oder diese übersteigen. Diese sind teils seit Jahren am Berg der Berge festgefroren. Der Kampf um die Besteigung der Achttausender wird immer schlimmer. Es ist ein Abbild der realen Welt; es geht am Mount Everest und auf den anderen Achttausendern zwischenzeitlich sehr weltlich zu und her, was an sich in diesen Höhnlagen, in denen die Alpinistinnen und Alpinisten doch schon recht nahe beim Himmel sind, eher verwundert. Aber die Behörden in den Ländern, in denen sich die Berge über 8000 Meter befinden, wollen nun für Ordnung sorgen und die Exzesse am Mount Everest und an den anderen, höchsten Bergen der Welt eindämmen. Dazu gehört auch, dass möglichst viele Leichen aus der Todeszone geholt werden sollen. Die vielen ungeborgenen Toten, die sich dort teils seit Jahren befinden, sind für den Bergsport nicht gerade image-fördernd; es sollen nun möglichst viele Leichen regelrecht von den Bergen geholt und entsorgt werden. Ein weiteres, ebenfalls weltliches Entsorgungs-Problem wird derzeit intensiv angegangen; es ist angedacht, die Müllhalden rund um die Achttausender zu räumen.
Als ob es in dieser Spitzen-Bergsportszene nicht schon genügend Problem zu lösen gäbe! Nun sind gegen den Himalaja-Superstar Nirmal Purja allzu weltliche Vorwürfe erhoben worden, welche zeigen, dass gewisse Vorkommnisse auch nahe am Himmel durchaus den alltäglichen Gegebenheiten ähneln. Die 35jährige Lotta Hintsa, eine ehemalige «Miss Finnland», welche seit Jahren begeistert in der Alpinismus-Szene aktiv ist, beschuldigt den nepalesischen Bergsteiger, er habe sie in einem Hotel in Kathmandu sexuell bedrängt, sie ausgezogen und sich dann vor ihr selbst befriedigt. Eine amerikanische Ärztin wirft dem 40jährigen Nirmal Purja vor, er habe sie anlässlich einer Expedition zum «K 2» in einem Camp gegen ihren Willen geküsst und sexuell bedrängt. – Der Nepalese bestreitet die Vorwürfe; für ihn gilt die Unschuldsvermutung.
Die Schlüsse aus diesen Vorkommnissen: Auch im Bereich der Todeszone sowie teils darunter ist die Luft in der Bergsport-Szene oft genau so dünn wie sonst überall auf der Welt. Auch wenn alles nahe am Himmel geschieht.